Ausschreitungen bei Demonstration in Tel Aviv
Sozialproteste erstmals in Gewalt umgeschlagen
Ihre Wut richtet sich gegen hohe Mietpreise und steigende
Lebenshaltungskosten: In Tel Aviv haben die Menschen lautstark bessere
soziale Verhältnisse gefordert. Erstmals seit Beginn der Demos vor einem
Jahr schlug der Protest in Gewalt um. 89 Menschen wurden festgenommen.
Von Sebastian Engelbrecht, ARD-Hörfunkstudio Tel Aviv
Erstmals
ist es bei einer Demonstration der Sozialprotest-Bewegung in Israel zu
gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Samstagabend versammelten sich
6500 Demonstranten im Zentrum von Tel Aviv unter dem Motto:
"Notfall-Protest - die Macht dem Volk zurückgeben!"
Teilnehmer der
Kundgebung blockierten eine zentrale Verkehrsader der Stadt und die
Stadtautobahn. Andere Demonstranten brachen in drei Bank-Filialen in der
Stadtmitte ein. Das Schaufenster einer Bank-Niederlassung wurde
eingeworfen. Die Polizei nahm 89 Demonstranten fest. Nach Auffassung
eines Polizeisprechers handelte es sich um eine "illegale und nicht
genehmigte Demonstration".
Anführerin der Proteste vorübergehend festgenommen
Bereits am
Freitag hatte die Polizei 13 Mitglieder der Protestbewegung
festgenommen. Zu ihnen gehörte Daphne Leef, eine der
Führungspersönlichkeiten der Protestbewegung. Sie hatte mit mehreren
hundert anderen Demonstranten versucht, auf dem zentralen
Rothschild-Boulevard in Tel Aviv Protestzelte aufzustellen. Nach der
Festnahme Leefs hatten die Demonstranten die Straßen blockiert, um den
Polizeiwagen aufzuhalten.
Die
Sozialprotest-Bewegung war im Sommer vergangenen Jahres in Tel Aviv entstanden
und hatte sich schnell in ganz Israel verbreitet. Hunderttausende
hatten im Juli, August und September friedlich gegen hohe
Lebenshaltungskosten und soziale Ungerechtigkeit demonstriert. Mit
Beginn des Herbstes war der Protest zum Erliegen gekommen.
Wirkungslose Reformen der Regierung
Die Regierung unter
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte daraufhin eine Kommission
unter Leitung eines Wirtschaftsprofessors der Universität Tel Aviv
eingesetzt. Seither setzte die Regierung einzelne Reformvorschläge um.
So wurde etwa der Bau von Wohnungen beschleunigt und versucht, die
Kartellbehörde des Landes zu stärken, um den Wettbewerb anzukurbeln und
die Marktkonzentration aufzulösen. Bislang führte dies aber nicht zu
niedrigeren Lebenshaltungskosten.
Weltatlas: Israel
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